Irene Rodrian

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Mord hinter verschlossenen Türen

Irene Rodrian erzählt in ihrem neuen Krimi von einem raffinierten Verbrechen. Inmitten der Metropole Barcelona stirbt eine Wissenschaftlerin.

Von Regula Venske

Manuel Vázquez Montalbán ist tot, es lebe Irene Rodrian, die mit "Eisiges Schweigen" ihren dritten in Barcelona spielenden Krimi vorlegt. Der Roman ist dem berühmten Kollegen gewidmet, den Rodrian sowohl als literarischen wie auch als politisch engagierten Autor bewunderte. In der Figur des genußfreudigen Pathologen Luis Llobet setzt sie ihm ein kleines literarisches Denkmal.

Doch bevor der Gerichtsmediziner seiner Arbeit nachgehen kann, muß die erfolgreiche Wissenschaftlerin Lídia Pastor das Zeitliche segnen. Die Chemikerin hat ein angeblich bahnbrechendes Wundermittel erfunden, eine Lotion, die die Alterung der Haut aufhalten soll. Auf einem Anti-Aging-Kongreß will sie die gewinnträchtige Formel vorstellen, liegt aber statt dessen tot in ihrem Hotelzimmer. "Absolut keine Anzeichen für Fremdeinwirken", lautet Llobets erster Befund. Ein klassisches Closed-room-mystery also, ein raffinierter Mord hinter verschlossenen Türen, bei dessen Vorbereitung die Leser zu Zeugen wurden.

Noch eine Zeugin hat den Täter beobachtet: die 13jährige Julia, eine Gehörlose, die nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei der strengen Großmutter lebt, von der sie sich nicht geliebt fühlt. Sie treibt sich herum, lebt auf der Straße und findet bei Freunden aus der Junkie- und Sprayerszene nicht den Schutz, den sie braucht. Der Mörder weiß, daß ihn Julia bemerkt hat - und wiedererkennen wird . . .

Der Roman liest sich einfühlsam und spannend, wenn wir um Julias Leben bangen, mit ihr aus der Polizeistation fliehen, im Skaterladen Klamotten klauen oder einen warmen Schlafplatz im Hafen suchen. Er liest sich unterhaltsam, wenn Llobet im Gespräch mit den Privatdetektivinnen von Llimona 5 die eine oder andere Flasche 99er Gran Reserva genießt und dabei über Leichengift in Form von Botox-Spritzen für die reiche Damenwelt plaudert. Und es liest sich verdammt lebensnah, wenn die fünf Frauen nicht nur über Gott und die Welt und die Männer räsonieren, sondern den Mörder stellen. Mit ihren couragierten Heldinnen hat die Autorin ein einmaliges Ermittler-Team geschaffen, das es mit den Brunettis und Carvalhos dieser Welt aufnehmen kann.

Erneut erweist sich Irene Rodrian, die 1967 ihren ersten Kriminalroman publizierte, als Altmeisterin des Genres. Ihre Barcelona-Krimis sind ein Muß für alle, die nach Barcelona fahren. Und für die anderen können sie die Reise ersetzen, wenigstens für ein paar kurzweilige - und appetitanregende! - Stunden.

Irene Rodrian: Eisiges Schweigen. Heyne-Verlag, 332 Seiten; 7,95 Euro .

Hamburger Abendblatt , 05.07.2006 -> Quelle

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