Irene Rodrian

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Meines Bruders Mörderin

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Katalanisches Quintett

Comeback. Zehn Jahre lang hat Irene Rodrian keinen Krimi geschrieben. Mit "Meines Bruders Mörderin" kehrt sie zurück - und hat fünf Ermittlerinnen im Gepäck. Wir sprachen mit der Autorin.

Von Volker Albers

Sie ist eine Schriftstellerin, die dem Genre des Kriminalromans im Deutschland der 60er-Jahre neue Wege wies. Mittlerweile sind die Romane von Irene Rodrian Klassiker. Seit "Tod auf St. Pauli", 1967 bei Goldmann erschienen - zu einer Zeit, als in Deutschland bestenfalls amerikanische oder britische Krimiautoren bekannt und akzeptiert waren -, hat Irene Rodrian zwanzig Kriminalromane geschrieben. Zuletzt "Strandgrab", und das war 1992. Zehn Jahre später liegt mit "Meines Bruders Mörderin" ein neuer Kriminalroman vor. "Na ja, so lang sind zehn Jahre nun auch wieder nicht", sagt Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren. "Ich habe in der Zeit Drehbücher geschrieben und mich intensiv mit Zeichentrick befasst. Hinzu kam, dass ich nach neuen Möglichkeiten für den Kriminalroman suchte." Die hat sie schließlich gefunden. Zwei Jahre lang saß Irene Rodrian an ihrem neuen Projekt: eine Reihe von Kriminalromanen mit gleich fünf Ermittlerinnen. Für diese Idee gibt es, wie die Autorin sagt, ein reales Vorbild, in der Kriminalliteratur aber dürfte das weibliche Quintett, das in Barcelonas Altstadt auftritt, wohl einzigartig sein. Dass die Geschichte in der katalanischen Hauptstadt spielt, hat seinen Grund. Die eine Hälfte des Jahres nämlich lebt Irene Rodrian in München, die andere auf der Balearen-Insel Formentera - quasi in Sichtweite Barcelonas. "Ich liebe diese Stadt und kenne die Mentalität ihrer Bewohner genau. Barcelona ist international, extrem jung, immer in Bewegung, immer wieder neu und doch auch alt und gewachsen, verwurzelt in ihren Traditionen", schwärmt Irene Rodrian. Wie der spanische Kriminalschriftsteller Manuel Vázquez Montalbán in seinen Romanen um den Detektiv Pepe Carvalho die Stadt von innen zeigt und ihre Strukturen seziert, so blickt Irene Rodrian von außen auf Barcelona. Denn nur eine ihrer Heldinnen ist gebürtige Spanierin, sie kommt jedoch aus Madrid, der städtischen Erzrivalin. Alles beginnt mit einem gescheiterten Taschendiebstahl. Barbara, die junge Deutsche, hat ein offenbar potentes Opfer vor sich. Doch der Mann kehrt den Spieß um, überwältigt die Diebin und nimmt sie mit in seine Villa, Mittelmeerblick inklusive. Dort macht er ihr ein unmoralisches Angebot, er bietet ihr einen Job an für zwei Millionen Euro. Der Haken: Sie soll einen Mann umbringen, ihren Auftraggeber . . . Noch am selben Abend stirbt der Mann bei einem Brand, Barbara erleidet schwere Verletzungen. Zu spät merkt sie, dass sie Opfer eines Komplotts werden soll. Schon hat sie die Polizei als Tatverdächtige im Visier. Die Polizistin Pia jedoch glaubt nicht an Barbaras Täterschaft. Sie ahnt, dass die Hintergründe wesentlich komplizierter sind, als sie im ersten Moment scheinen. Zwischen 18 und 55 Jahren alt sind die Heldinnen, die Irene Rodrian in ihrem Roman auftreten lässt. Es sind wunderbar differenziert gezeichnete Charaktere, sympathisch, ein wenig exzentrisch, verletzlich, sinnenfroh, tough. "Ich hatte nie Lust, eine Reihe mit nur einem Helden zu schreiben. Es engt extrem ein", erzählt Rodrian. "Aber bei fünf Heldinnen kann man nie wissen, was passiert, es kann auch etwas ganz Übles sein." In "Meines Bruders Mörderin" sind es vorerst nur drei der fünf Frauen, die die Handlung vorantreiben. Couragiert agieren sie in dieser Stadt, die atmet und lebt, mit ihren Cafés und Bars, dem brodelnden Verkehr, den Menschen, Märkten und kulinarischen Genüssen, deren Beschreibung sich die Autorin lustvoll hingibt. "In meinen Büchern gab es schon immer viel Völlerei." Zum Wohle des Lesers. Irene Rodrian ist ein großer, klassisch erzählter Kriminalroman gelungen. Neue Wege weist sie mit ihm zwar nicht, schließlich ist die Geschichte konventionell aufgebaut. Perfekt aber setzt Rodrian die Plot Points, jene Wendepunkte, die - ganz in angloamerikanischer Tradition - meist am Ende der Kapitel Erwartung und Spannung dramaturgisch geschickt schüren. "Meines Bruders Mörderin" ist die Rückkehr der großen alten Dame des deutschen Kriminalromans. Am 12. November wird Irene Rodrian 65 Jahre alt. Ihr zweiter Roman mit dem katalanischen Quintett ist in Arbeit. Irene Rodrian: Meines Bruders Mörderin. List-Verlag, 428 Seiten; 19 Euro. Mehr Infos zur Autorin im Internet unter www.irenerodrian.com

Hamburger Abendblatt , 05.10.2002 -> Quelle

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